Das Stadtviertel
Rawis Anibong zählt zu den am stärksten zerstörten in Tacloban. Direkt am
Wasser gebaut, schlug hier die Flutwelle erbarmungslos zu. Riesige Schiffe, die
stehen wo vorher die Häuser waren, zeugen von der ungeheuren Wucht der
Wassermassen.
Es gibt hier zu
viele traurige Geschichten. Am meisten betroffen macht mich ein Mann, der mir
erzählt dass nur er und seine Frau überlebt haben – seine Mutter und ihre fünf
Kinder sind alle ums Leben gekommen. Er sitzt in seiner improvisierten Behausung
und man merkt ihm den Schmerz jede Sekunde an.
Es ist wirklich
ein dramatisches Bild, das sich einem hier bietet. „Wo anfangen?“ ist der erste
Gedanke, der sich aufdrängt. UNICEF entschied sich für Wasser, zusammen mit
Partnern wie Oxfam wurden hier drei 10.000-Liter-Wassertanks installiert, die
den 600 Familien Zugang zu sicherem Trinkwasser geben. Sie werden jeden Tag von
den städtischen Behörden aufgefüllt. Während es als
UNICEF-Kommunikationsmitarbeiter natürlich meine erste Aufgabe ist zu zeigen,
was UNICEF genau gemacht hat, begeistert mich das: Eine wahre Partnerschaft von
UN, NGO und örtlicher Verwaltung, bei der am Ende die betroffenen Menschen
profitieren. Und nur darum geht’s.
Hier stand nach
dem Taifun wirklich nichts mehr. Inzwischen haben sich die meisten überlebenden
provisorische Unterkünfte zusammengezimmert oder hausen in den gestrandeten
Schiffen. Der Betrieb rund um die Wasserstellen zeigt dass hier ein wirklich
lebenswichtiger Fortschritt erreicht wurde. Es tut gut zu sehen, dass zumindest
in Sachen Wasser und Hygiene hier die betroffenen Menschen sicher sind. Zusätzlich zu den
Wassertanks bekamen alle überlebenden sogenannte „Hygiene-Kits“ mit Eimer, Seife,
Wasserdestillierungstabletten, leichten Tragekanistern und anderen wichtigen
Gegenständen, und es stehen sichere, versiegelte Latrinen, von denen keine
Gesundheitsgefahr ausgeht – sie sind luftdicht, es strömt kein Geruch aus, es
gibt eine Möglichkeit zum Händewaschen, und sie sind sogar abschliessbar um den
Menschen wenigstens ein bisschen Privatsphäre zu ermöglichen. Erstellt wurden
sie nicht von auswärtigen Helfern, sondern unter Anleitung der UNICEF-Experten
von den Bewohnern selbst, die im Rahmen des „Cash for Work“-Programms so auch
etwas finanzielle Unterstützung bekommen.
Ebenfalls
beeindruckend: vor einer provisorischen Hütte haben einige Jugendliche einen
Generator organisiert und betreiben mit Hilfe von Mehrfachsteckdosen eine
Handy-Ladestation. Dreissig Telefone zähle ich, die hier für 20 Pesos (ca. 30
Cent) geladen werden. Abseits jeder UNICEF-Arbeit fällt mir da erstmal so
richtig auf, was für einen unglaublichen Beitrag die Mobiltelefone für diese
Menschen leisten. In einer ähnlichen Situation vor zehn Jahren hätte es sicher
Wochen gedauert, bis irgendeine Form der Kommunikation wieder möglich wäre –
mit Familienangehörigen, mit Freunden, mit Helfern, Vermissten oder Menschen
die in Krankenhäuser eingeliefert wurden. Guthaben kann einfach von einem
Telefon aufs andere geschickt werden. Neben dem sauberen Trinkwasser eine
weitere Lebensader für die betroffenen Menschen von Tacloban.
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