Die Gemeinde
Alangalang, etwa eine Stunde Fahrt von Tacloban entfernt, ist ein einziger
Trümmerhaufen. Es sind aber nicht nur die Häuser, die die Zerstörung hier so
schlimm machen – fast der gesamte Bestand and Kokospalmen ist umgeknickt,
entwurzelt, abgebrochen. Fast noch schlimmer als die zerstörten Häuser, denn bis
diese Palmen wieder halbwegs neu gewachsen sind und wieder vergleichbar Früchte
tragen, wird es fünf bis zehn Jahre dauern. Eine Katastrophe für die
betroffenen Menschen, denn sie haben nicht nur ihr Haus und ihre
Habseligkeiten, sondern gleich ihre ganze Lebensgrundlage verloren – neben Reisfeldern,
die auch alle vernichtet sind. Antonio, der „Municipal Planner“ mit dem wir
unterwegs sind, befürchtet schon dass die meisten nach Manila oder Cebu ziehen
werden um dort eine neue Lebensgrundlage aufzubauen.
Neben den Häusern
und den Palmen hat der Taifun auch die Stromversorgung zerstört und mit ihr die
Wasserversorgung, da Haiyan gleichzeitig den Backup-Generator lahmgelegt hat.
Zusammen mit Antonio und einer Delegation an UNICEF-Technikern und Elektrikern
sowie lokalen Mechanikern sind wir auf dem Weg zum Generator, um ihn wieder zum
Laufen zu bringen und einen entscheidenden Schritt zu tun, dass die Menschen
wieder Zugang zur Wasserversorgung haben. Im Moment sind sie auf unsichere
Brunnen mit Handpumpen angewiesen.
Die Mission wird
aber deutlich erschwert, als die lokale Abordnung ein bisschen zu optimistisch
ist und beschliesst, den Fluss zu durchfahren. Der Lastwagen sinkt ein und wir
bleiben mitten im Fluss stecken. Während sich der Fahrer darum kümmert, Verstärkung
zu suchen um ihn wieder herauszubekommen, werden Werkzeug, Batterien, öl und
andere Materialien zu Fuss den letzten Kilometer getragen. In der Tat, nach
einer knappen Stunde betriebsamen werkelns springt der Generator wieder an.
Allerdings sind Schlüsselteile nicht mehr funktionsfähig, unsere Ingenieurin
nimmt mit den Kollegen auf welche Teile ersetzt werden müssen, wo man sie
eventuell besorgen kann, und versichert dass UNICEF die benötigten Teile übernehmen
wird, Hauptsache das Wasser und die Chlorierung funktionieren so schnell wie
möglich wieder. Leider scheint das nach Lage der Dinge noch einige Tage zu
brauchen.
Wir machen noch
einen Stopp in der örtlichen Schule, wo mir Marlo (11) erzählt, wie er den
Taifun erlebt hat. Als das Dach ihres Hauses wegflog, rannte die Familie durch
die umstürzenden Bäume zur Gemeindehalle, wo sie Gott sei Dank alle sicher
ankamen. Erst nach zwei Wochen hatten sie ihre Hütte wieder notdürftig instand
gesetzt, und doch sind fast alle Habseligkeiten verloren. „Wenn ich einen
Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen dass wir wieder eine Hütte wie vor
dem Sturm haben können. Und mein Teddybär ist weg, ich wünschte er käme
irgendwie zurück.“
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